Was tun bei Wespen und Hornissen?

Im Spätsommer sind Wespen oder Hornissen nicht immer gern gesehene Gäste. Wenn sie nerven, erhält häufig der Imker einen Anruf. Wer sich um die stechenden Bienen kümmert, kennt sich wohl auch mit den anderen Stachelträgern aus, lautet vermutlich die Meinung der Anrufer. Und dann wird der Wunsch geäußert, die Plagegeister loszuwerden. Doch der Bienenliebhaber fühlt sich in diesem Falle häufig überfordert. Auch die Aussage, dass die Hornissen oder Wespen im nächsten Jahr eh nicht mehr ins alte Nest zurückkehren, ist kein Trost. Deshalb lud sich der Bienenzuchtverein Hohenlohe-Öhringen Anfang Juli dieses Jahres einen Fachmann für Wespen und Hornissen ein, den Naturschutzbeauftragten Günter Reustlen aus Pfedelbach, um mehr einschlägige Informationen zu bekommen.

Imker Manfred Birkert im Gespräch mit Günter Reustlen

Als Kind konnte er eine Hornissenkönigin auf dem Rathaus gegen Entgelt abgeben. Diese Zeit ist vorbei. 1984 stand die Hornisse schon auf der Roten Liste und 1987 erfolgte die Aufnahme als „besonders geschützte Tierart“. Seit sich Reustlen für Wespen und Hornissen unter dem Dach des Umweltministeriums einsetzt, hat er sich zur Aufklärung in der Öffentlichkeit verpflichtet. Er hält Vorträge über die Nützlichkeit der Tiere, über ihre Lebensweise, die rechtlichen Rahmenbedingungen etc. und versucht die friedliche Koexistenz zwischen Mensch und Tier im Sinne des Arten- und Tierschutzes zu stiften, wo immer es möglich ist. Die Umsiedlung eines Hornissenvolkes ist also nicht vornehmlich seine Aufgabe. Sie ist erst ein Thema, wenn es zu gefährlich wird. Wespen siedelt er gar nicht um, da deren Schutzbedürftigkeit weniger ausgeprägt ist und ihn dies nicht zuletzt auch zeitlich überfordern würde.

Aber auch Wespen gehören zu einer geschützten Tierart. Es ist verboten, ihnen mutwillig zu schaden. Unter ihnen sind die Deutsche Wespe (vespula germanica) und die Gemeine Wespe (vespula vulgaris) am bekanntesten. Beide mögen gern Fleischiges, Wurstiges und vor allem Süßes. Letzteres ist der Grund, warum Pia Aumeier (einst in Hohenheim bei Dr. Liebig) die vulgaris in „Gemeine Pflaumenkuchenwespe“ umtaufte. Sie trägt das Bild eines Hammers auf der Nase, weshalb sie mitunter auch „Hammerwespe“ genannt wird. Ihr Nest ist ockerfarben und kann die Größe eines Medizinballes erreichen. Es befindet sich mit bis zu 5 000 Tieren bevorzugt in dunklen Höhlen.

Die vespula germanica hat statt des Hammers 3 Punkte auf der Nase. Sie kann ein graues Nest mit muschelartigen Taschen und noch 2 000 Individuen mehr beherbergen. Auch sie sucht eine dunkle Höhle.

Der natürliche Lebensraum der Hornisse (vespa crabro) ist nicht die menschliche Behausung. Sie lebt gern im lichten Wald, wo es noch dicke alte Bäume mit einer Höhlung gibt. Selbst in einem toten Baum dieser Art ist Leben: vielen Tierarten bietet er eine Wohnung. Ist das Einflugloch zu groß, ist das für Hornissen kein Problem. Sie knabbern etwas Zellulose vom Holz ab, vermischen es mit Speichel und kleben den Brei da an, wo er gebraucht wird. Wer unter Schnaken, Mücken oder anderen Plagegeistern leidet, könnte Hornissen die Nachbarschaft anbieten. Die fressen die Plagegeister einfach auf.

Die Hornissenkönigin bei der Arbeit: Auch das größte Nest fängt ganz klein an zu wachsen!

Ein Hornissenvolk verfüttert täglich ca. 500g Insekten an seine Brut, darunter viele Forstschädlinge. Um eine vergleichbare Schadinsektenvernichtung zu finden, brauchen wir fünf Meisen-Familien. Ja, sie schnappen sich auch hin und wieder eine Biene oder Wespe im Flug, das richtet aber keinen Schaden in den Völkern an.

Die einzeln überwinterte Königin geht ab Mai auf die Suche nach einem geeigneten Nistplatz. Will sie partout im Rolladenkasten ihr Nest bauen, den Rolladen ein paarmal rauf und runter laufen lassen, dann sucht sie einen anderen Platz. Verpasst man diesen Augenblick und sie hat bereits einen Zapfen und einen kleinen Schirm errichtet, kann man dieses Bauwerk immer noch entfernen. Bleibt sie ungestört, setzt sie unter das erste Schirmchen einige Brutzellen und belegt sie mit Eiern. In diesem System geht es weiter: sie baut einen zweiten Zapfen und daran ein größeres Schirmchen mit Brutzellen. Nach vier Wochen schlüpfen die ersten Arbeiterinnen, die ihr nun die Brutpflege abnehmen. Ab diesem Zeitpunkt braucht sie ihre Energie für die Eier-Produktion.

Ab September schlüpfen nur noch Geschlechtstiere: Männchen und junge Königinnen, die wiederum einzeln überwintern und im nächsten Jahr neue Völker aufbauen. Die Königin kann das Geschlecht bestimmen, indem sie kontrolliert Spermium zu den Eiern gibt. Aus den unbefruchteten Eiern schlüpfen Drohnen (männliche Tiere).

Sind Hornissen angriffslustig? Diese spannende Frage lässt sich eindeutig mit NEIN beantworten, wenn man als Mensch Störungen im unmittelbaren Nestbereich (4m Abstand) vermeidet. Was ist mit Störungen gemeint?

  • Schnelle, heftige Bewegungen
  • Längeres Verstellen der Flugbahn
  • Erschütterungen des Wabenbaus
  • Direktes Anhauchen
  • Manipulationen am Nest oder am Einflugloch

Und wie gefährlich ist ein Hornissenstich für den Menschen? Töten sieben Stiche bereits ein Pferd? Nein, man müsste zwischen 154 und 180 Hornissenstiche pro Kilo Körpergewicht bekommen, dann hätte man eine 50%ige Chance, daran zu sterben. Den gleichen Fall auf Honigbienen angewandt, würde 40 Stiche je kg Körpergewicht bedeuten. Dafür sind Hornissenstiche wesentlich schmerzhafter, und Hornissen können öfter stechen, den Stachel wieder herausziehen. Der Stachel ist länger (ca. 3,5 mm, bei Bienen 2,5 mm, bei Wespen 2,6 mm) und das im Gift enthaltene Kinin ist eine zusätzliche, stark Schmerz erregende Substanz.

Günter Reustlen hat für die Umsiedlung einen besonderen Kasten gebaut.

Eine gute Lösung für die geschützten Hornissen: die Umsiedlung des gesamten Nestes

Er kommt aber erst zum Einsatz, wenn das enge Zusammenleben von Menschen und Hornissen nicht mehr zumutbar und die Untere Naturschutzbehörde (UNB im LRA) den Umzug genehmigt hat. Die Tiere werden abgesaugt und die einzelnen Segmente des Brutnestes werden getrennt und am neuen Standort wieder zusammengesetzt (Heißklebepistole). Nun dürfen die Hornissen und die Königin, die Reustlen separiert hatte, in ihr neues Zuhause einziehen. Selbst wenn nur das Flugloch verlegt werden soll, braucht es die Genehmigung der UNB. Zuständig für Manipulationen innerorts ist die UNB und außerorts ist das Regierungspräsidium zuständig.

Weitere Infos und Hilfe bei Wespennestern: Andreas Grathwohl, 07947/941269