Honigspende

Sill/Taschewa
Sill/Taschewa

Die beiden Jungimkerinnen Daniela Sill und Monika Taschewa (von li) flankieren stellvertretend für den Bienenzuchtverein Öhringen eine Pyramide aus Honiggläsern. Der Vorstand des Imkervereins hatte kürzlich die Mitglieder zu einer Honigspende aufgerufen. Auch in Öhringen gibt es Menschen, die sich den gerade in der dunklen Jahreszeit begehrten Echten Deutschen Honig nicht leisten können. So wird Andreas Grathwohl, 1. Vorsitzender der Imker die Gläser der Honigspende demnächst dem Tafelladen in Öhringen überreichen können.

Karin Laute

Gesund, schlank und fit mit Honig – Renate Frank auf der Landesgartenschau

In den letzten Jahren wurden viele neue Wirkungsweisen des naturbelassenen Honigs entdeckt, und seine Verwendung für die Gesundheitsvorsorge ist vielfältiger geworden. Trotzdem lassen sich Verbraucher/innen immer noch durch zahlreiche Mythen rund um den Honig verunsichern. Die Ernährungsberaterin Renate Frank ging auf die Honigirrtümer ein und erklärte, wie Honig auf Körper, Geist und Seele wirkt und wie man mit dem Bienenprodukt leichter abnehmen, das Immunsystem stärken und Krankheiten vorbeugen kann.

Renate Frank ist überzeugt: Die allermeisten gesundheitlichen Probleme hängen mit Ernährungsproblemen zusammen und können mit Honig und der richtigen Ernährung wieder beseitigt werden. Welche Probleme sind das in der Regel? Es sind Gewichtsprobleme, Diabetes, Herz-/Kreislauf – Schwierigkeiten oder ein geschwächtes Immunsystem. Ihre Erkenntnisse hat sie in einem neuen Buch zusammengefasst: „Honig, köstlich, gesund und vielseitig, mit 180 Rezepten für alle Lebenslagen“ Ulmer-Verlag, ca. 20 €

Die Vorliebe für Süßes ist angeboren, und viele Menschen brauchen Glückshormone. Hier liegt die eigentliche Wurzel des Übels. Der Volksmund sagt in diesem Fall: Iss doch Schokolade! Schokolade ist die beliebteste Süßigkeit der Deutschen. Süßes öffnet die Blut – Hirn – Schranke, die ansonsten geschlossen bliebe, um das Gehirn vor schädlichen Stoffen zu schützen. Der Nervenbotenstoff Serotonin strömt ins Gehirn und verbessert die Stimmung. Deshalb wird Serotonin auch „Glückshormon“ genannt. Gleichzeitig erhält die Bauchspeicheldrüse den Befehl, Insulin auszuschütten. Damit sinkt der Blutzuckerspiegel, – die Hirn-Schranke geht wieder zu. Die beglückende Wirkung des Zuckerkonsums hält also nicht lange an. Kurz darauf erwacht die Lust auf ein neues Stück Schokolade, die ja zur Hälfte aus Haushaltszucker (Saccharose) besteht. Wenn man den Zuckerverbrauch weiterhin so betreibt, führt das unweigerlich zur Gewichtssteigerung, mit all seinen gesundheitlichen Beeinträchtigungen im Schlepptau.

Renate Frank mit Christoph Soter
Renate Frank mit Christoph Soter

Was also tun, wenn die Lust auf Süßes kommt? Wenn ich schlechte Laune habe? Einen Löffel Honig (Honig vom deutschen Imker!) schlecken – langsam und genüßlich!

Hier kommt der Mythos „Honig ist auch nur Zucker“ ins Spiel. Aber nein!! sagt Frau Frank. Honig unterscheidet sich von jedem anderen Süßungsmittel. Honig enthält mindestens 30 verschiedene Zuckerverbindungen, die nicht auf einen Schlag ins Blut strömen, sondern die schön langsam nacheinander durch den Verdauungstrakt geschleust werden und schließlich als Einfachzucker ins Blut gelangen, womit der Blutzuckerwert über Stunden in etwa gleichbleibender Höhe, mit nur geringen Schwankungen gehalten wird, und somit bleibt die Blut-Hirn-Schranke geöffnet. Anders als beim Haushaltszucker kann Serotonin über Stunden im Gehirn, der Steuerungszentrale des menschlichen Körpers, aufgenommen werden. Honig enthält Serotonin. Und somit ist der Mensch für lange Zeit zufrieden. Serotonin macht nicht nur gut gestimmt, es steuert auch das Schmerzempfinden. Frau Frank gibt dazu einige Ratschläge, wie Schmerzen mit Hilfe von Honig bekämpft werden können.

Bei der Aussage „Honig macht dick“ handelt es sich um einen weiteren Irrtum, den Frau Frank mit Hilfe von einigen Studien aufdecken konnte. Das überraschende Ergebnis zeigte sogar, dass man mit 2 bis 3 EL Honig pro Tag an Gewicht verlieren kann! Und das ist kein Wunder, denn wer regelmäßig Honig isst, hat seltener Appetit auf Süßes. Dazu kommt: Wer anstelle von 100g Haushaltszucker 70 g Honig verwendet, spart bei gleicher Süßkraft ca. 170kcal ein.

Die Zahl der Diabetiker wäre wesentlich kleiner, wenn die Saccharose grundsätzlich von Anfang an als Süßungsmittel ausgeschlossen wäre. Aber wenn es schon zur Erkrankung gekommen ist, würden dem Diabetiker Stoffe aus dem Honig fehlen, die für seinen Stoffwechsel günstig sind. Die Behauptung, Diabetiker dürfen keinen Honig essen, schickt Frau Frank ebenfalls ins Reich der Legenden. Z. B. verbessert der Honiginhaltsstoff Chrom die Aufnahme von Zucker in die Zelle, wo er als Betriebsstoff verbrannt wird, Energie und Wärme spendet. Deutsche Blütenhonige enthalten 1000mal mehr Chrom als Haushaltszucker. 50g davon decken den Tagesbedarf an Chrom. Für Diabetiker sind Blütenhonige besonders günstig, denn sie enthalten mehr Pollen. Pollen verlangsamen die Aufnahme der Zucker im Darm und sind reich an B – Vitaminen. Gerade Diabetiker haben häufig Vitamin B – Mangel, der sich durch Müdigkeit, Erschöpftsein, Vergesslichkeit, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen zeigt. Allerdings sollten Diabetiker ein paar Regeln beachten: Höchstens 2 EL Honig pro Tag, und den nicht pur, sondern verpackt in Getränken oder in Verbindung mit Lebensmitteln verzehren! In ihrem Buch veröffentlicht Renate Frank einschlägige Rezepte, die auch noch lecker sind.

Manches Mal hört man den Satz „Honig erhöht die Cholesterinwerte.“ Stimmt nicht. Honig, insbesondere die dunklen Sorten, verringert sogar das Risiko für Arterienverkalkung, indem sich die Freien Radikalen (Krankmacher) auf die Farbstoffe des Honigs (Flavonoide) stürzen und die lebenswichtigen Stoffwechselteile, insbesondere den Zellkern und das Erbgut unbeschädigt lassen. Stoffe, die vor Freien Radikalen schützen, nennt man Antioxidantien.

5 Wochen lang pro Tag 2 EL Honig verzehrt, bedeutet einen deutlichen Anstieg der Antioxidantien und eine Verringerung des LDL – Cholesterins. Die Kombination Honig mit Walnüssen ist ideal geeignet, den Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Honig liefert ebenso viele wirksame Antioxidantien wie Obst und Gemüse.

Mit Honig vertragen Betroffene Krebsbehandlungen besser, erleiden z. B. weniger Schädigungen durch Bestrahlungen. Das ist eine verhältnismäßig neue Erkenntnis. Länger bekannt ist die antibiotische Wirkung in der Wundbehandlung. Gerade in heutiger Zeit, wo sich immer mehr Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln, kommt dem Honig in der Wundheilung immer größere Bedeutung zu.

Schnupfen: Die verantwortlichen Staphylokokken werden erfolgreich bekämpft, indem man eine Lösung, bestehend aus 1 EL Honig und 1 Glas lauwarmen Wassers mittels einer Pipette in die Nase träufelt.

Parodontitis: Menschen mit Zahnfleischschwund erleiden häufiger einen Herzinfarkt und müssen den Verlust von Zähnen befürchten. Dieses Problem ist also sehr ernst zu nehmen! Immer mal wieder ein wenig Honig im Mund lange zergehen lassen, – das hilft bei der Abtötung der Parodontitis-Erreger – oder Spülungen mit einer 10%igen Honiglösung durchführen.

Wo befindet sich die Batterie unseres Körpers?“, fragte Frau Frank, „die auch nach großer Anstrengung noch Energie und lebensnotwendige Biostoffe liefert?“ Die Leber ist unsere Batterie. Sie speichert Zuckerreserven oder B-Vitamine. Vor allem baut sie Fette ab und wandelt sie so um, dass sie über das Blut in die Zellen aufgenommen werden können. Eine fett- und zuckerreiche Ernährung überfordert die Leber, auch Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel tragen zur Bildung einer Fettleber bei. Um ihre wichtige Aufgabe erfüllen zu können, braucht die Leber Cholin. Die Eiweißverbindung Cholin ist im Honig enthalten. Besonders günstig wirkt sich die Verbindung von Quark mit Honig aus.

Renate Frank und Andreas Grathwohl
Renate Frank und Andreas Grathwohl

Zusammenfassend konnte Renate Frank sagen:

2 EL Honig pro Tag, gut verteilt, entfaltet seine gesundheitliche Wirkung, und man bleibt fit bis ins hohe Alter. Denn Honig ist ein Naturprodukt, ist ideal auf den menschlichen Organismus abgestimmt und enthält viele Wirkstoffe in genau richtigem Verhältnis. Es kommt nicht auf große Mengen an. Die Kombination ist ideal! Honig hat keine Nebenwirkungen und macht glücklich. Was will man mehr? Ja, man will mehr! Eine gesunde Lebensführung insgesamt ist die Grundvoraussetzung für ein tolles Lebensgefühl!

Beitrag von Karin Laute

Neujahrswünsche: Blick zurück nach vorn!

Der BV Hohenlohe-Öhringen wünscht allen seinen Mitgliedern und Freunden ein gutes Neues Jahr 2017, Gesundheit und Wohlbefinden, und natürlich viel Freude an und mit den Bienenvölkern!

Das Jahr 2016 neigt sich dem Ende zu und ich möchte es nicht versäumen, mich bei allen Vereinsmitgliedern und Freunden für die vielen Begegnungen und das großartige Engagement zu bedanken. Wir haben mit dem Bau unseres Imkerpavillons und den zahlreichen Veranstaltungen während der Landesgartenschau Unglaubliches geleistet, worauf wir zurecht stolz sein können.

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Großes Abschlussfest mit über 200 Helfern aus 14 Imkervereinen!
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Interessierte müssen leider noch ein Jahr auf ihren ersten Kontakt mit ihren eigenen Bienen warten!

Zum Glück gibt es auch im neuen Jahr noch viel zu tun, sodass uns bestimmt nicht langweilig werden wird: die Fundamente des Pavillons müssen betoniert, die Bodenplatte neu aufgebaut und ein Schleuderraum eingerichtet werden. Das heißt, wir werden im kommenden Jahr erstmal eine Baustelle an Stelle unseres schönen Imkerpavillons haben. Deshalb haben wir uns schweren Herzens entschieden, im Frühjahr 2017 keinen Imkerkurs anzubieten! Alle Interessierten sind aber herzlich eingeladen, zu unseren Monatsveranstaltungen im Bürgerstüble in Pfedelbach zu kommen oder sich auf unserer Frühjahrsversammlung am 9. März ein Bild von der Imkerei und unserem Vereinsleben zu machen.

Ein weiterer Höhepunkt im Jahr 2017 ist sicherlich unser Jahresausflug am 17. Juni zur Imkerei Seip nach Butzbach im Taunus. Dort besichtigen wir die imkerliche Betriebsweise und bekommen Einblicke in die Gewinnung von Blütenpollen, die Verarbeitung von Bienenwachs und in die Praxis der Königinnenzucht und Ablegerbildung. Für alle Nicht-Imker wird es laut Werner Seip ebenfalls sehr lohnenswert sein, da auch für sie Überraschendes geboten werden wird. Also unbedingt den Termin heute schon vormerken! Die Fahrt ist für alle Mitglieder, Freunde und Imker der Nachbarvereine eine tolle Gelegenheit sich besser kennenzulernen und in Erinnerungen an die Landesgartenschau zu schwelgen.

Wir freuen uns auf zahlreiche Begegnungen mit euch in 2017!

Euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Propolis – natürliches Antibiotikum und Immunmodulator aus dem Bienenstock

Susanne und Jörg Kraft, Heilpraktiker und Apitherapeuten aus Wolpertshausen, referierten im Rahmen der Gesundheitstage „Heilende Bienenprodukte“ vor zahlreichen bienenbegeisterten Zuhörern über die vielfältigen Wirkungen des altbewährten Heilmittels Propolis, auch Kittharz genannt.

Propolis- eine zähe klebrige Masse
Propolis- eine zähe klebrige Masse

Propolis wurde und wird von vielen Menschen wegen ihrer antibakteriellen, antiviralen und antimykotischen Wirkung sehr geschätzt. Dass die Bienen schon seit ca. 40 – 100 Mio. Jahren die Erde bevölkern, wissen wir durch Funde von Bernsteineinschlüssen. In dieser unvorstellbar langen Zeit konnten die Bienen durch ihre Bestäubungsleistung einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Blütenarten nehmen. In Felsmalereien wird die frühe Nutzung der Bienen durch den Menschen belegt. Tontafeln aus dem Gebiet zwischen Euphrat und Tigris bezeugen heilkundige Anwendungen, die auf 2000 J. vor Christus datiert sind.

Das Wesen der Bienen hat die Menschen von jeher fasziniert. So leben sie in vollständiger Symbiose mit der Umwelt, ohne Zerstörung anzurichten. In einer Umgebung, in der meist das Prinzip „fressen und gefressen werden“ gilt, tanzen die Bienen sprichwörtlich aus der Reihe. Sie regenerieren sich immer wieder aus sich selbst heraus. Als Dankesgabe für den Liebesakt der Bestäubung an Blüten und Blumen werden sie mit Nektar beschenkt. Bienen verbindet man mit Attributen wie Fleiß, Opferbereitschaft, Wehrhaftigkeit, Fruchtbarkeit, Licht, Wärme, Sonne und Harmonie. So ist es verständlich, dass sie bei Fruchtbarkeitsriten verehrt wurden, immer wieder auch in unterschiedlichen Bibelstellen Erwähnung fanden und ein Symbol für königliche Würde und Macht wurden.

Wir wissen, dass schon die Ägypter zur Mumifizierung ihrer Toten Propolis verwendet haben. Auch die „alten“ Gelehrten und Ärzte wie Aristoteles, Plinius der Ältere und Dioskurides beschrieben Propolis in ihren heilkundlichen Anwendungen. So lobte Dioskurides ihre Zugkraft bei Dornen und bei dem Einsatz in Dampfform bei altem Husten. Die Inkas heilten fiebrige Infektionen mit Propolis. Militärärzte der napoleonischen Kriege nutzten Propolis bei Wundinfektionen. Auch im ersten und zweiten Weltkrieg kamen Honig und Propolis mangels Medikamenten zum Einsatz.

Die Propolis sammeln spezialisierte Bienen von dem harzartigen Überzug der Baumknospen. Diese Schicht dient den Pflanzen als Schutz vor winterlichen Witterungseinflüssen (Sonne, Kälte, Regen). Außerdem schützt sie die zarten Knospen vor Mikroogranismen. Je nach Pflanzenart findet sich verschiedenartig gefärbte Propolis. In der Therapie stehen uns zur Verfügung: Die heimische, bräunliche Propolis, die grüne Propolis einer Asternart aus Brasilien oder die rote Propolis aus den Mangroven Brasiliens. Während eines Urlaubs in Südafrika konnten wir einen Imkerkollegen besuchen und stellten fest, dass die Propolis am Kap fast schwarz ist, mit einem sehr intensiven, aber angenehmen Geruch.

Der alte Begriff „schwarzes Wachs“ weist darauf hin, dass die Bienen zur leichteren Verarbeitung Wachsanteile hinzufügen.

Desinfizierender Fußabstreifer - Schwarzes Propolis der Kapbiene
Desinfizierender Fußabstreifer – Schwarzes Propolis der Kapbiene

Mit der Propolis verkitten die Bienen Ritzen im Bienenstock und lagern sie als Vorräte an den Rändern der Rähmchen ab. Damit schützen sie das Volk vor Zugluft, Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit und Mikroorganismen. Sie kleiden die Zellen mit einer hauchdünnen Schicht Propolis aus, bevor Pollen oder Honig eingelagert werden. Auch vor der Eiablage wird die „Kinderwiege“ oder der „Uterus“, wie sie von einigen Autoren beschrieben wird, mit Propolis desinfiziert.

Gewinnung von Rohpropolis durch Abkratzen
Gewinnung von Rohpropolis durch Abkratzen

Die Ernte von Propolis erfolgt meist durch Abkratzen bei der Arbeit am Bienenstock.

Hier wird das sogenannte Rohpropolis geerntet. Es können noch Bienenteile, Holzsplitter oder kleine Metallstücke der Drahtbespannung enthalten sein.

Rohpropolis eignet sich zur Herstellung von Propolislösung.

Wichtiger Hinweis: Propolis ist als Arzneimittel eingestuft, und die Herstellung fällt unter das Arzneimittelgesetz.

Propolis auf dem Propolisgitter
Propolis auf dem Propolisgitter

Eine sehr reine Propolis kann man mit Hilfe von Propolisgittern ernten.

Was wir allerdings nicht sehen können, ist die Verunreinigung bzw. die Belastung der Propolis mit Schwermetallen. Propolis hat die Fähigkeit, Schwermetalle zu binden.

Diese Eigenschaft nutzen wir in der Therapie gerne, um Schwermetalle aus dem Körper auszuleiten. Hier löst sie die Schwermetalle, bindet sie, und der Körper scheidet sie aus. Allerdings kann diese Aufgabe nur von einer unbelasteten Propolis übernommen werden. Stehen die Bienenvölker in einer Umgebung, die mit Schwermetallen belastet ist, werden diese schon vor der Ernte der Propolis darin gebunden. Eine solche Propolis scheidet für den Einsatz bei Menschen aus.

Mittlerweile sind mehr als 200 Einzelsubstanzen im Propolis nachgewiesen. Je nachdem welche Baumharze die Bienen in der Natur vorfinden, schwanken die Anteile der Stoffe. Deshalb ist eine wissenschaftliche Standardisierung nicht möglich.

Man weiß aber, dass etwa:

50 – 55% Harze und Balsame

30 – 40% Wachs
5 – 10% ätherische Öle, Spurenelemente, organische Säuren, Flavonoide, Zucker, Vitamine, Aminosäuren und Mineralstoffe sind.

Zwei dieser Inhaltsstoffe möchten wir näher vorstellen.

Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe; sie sind als Radikalenfänger bekannt.

Diese freien Radikalen entstehen durch oxidativen Stress im Gewebe und können dort zu (chronischen) Entzündungen führen. Diese Entzündungen stehen wiederum im Verdacht, ganz wesentlich zu der Entstehung eines Krebsgeschehens beizutragen.

Die Einnahme / Verwendung von Propolis hilft, die freien Radikalen zu binden, somit die Entzündungsprozesse zu verhindern und dient in der Folge auch der Krebsprophylaxe. Im menschlichen Stoffwechsel liefern die Flavonoide notwendige Hilfsstoffe für viele Mechanismen der Infektabwehr und sorgen für den geordneten Ablauf der Zellteilung.

Auch die Ferulasäure unterbindet oxidative Prozesse und wirkt entzündungshemmend. Damit hat sie eine hemmende Wirkung auf das Wachstum bestimmter Krebszellen. Sie verstärkt das Wachstum von Lymphozyten (weiße Blutkörperchen), die eine wichtige Rolle im Abwehrsystem einnehmen. Sie unterstützt die Vitamine C und E, repariert Hautschäden durch UV-Strahlung und wirkt der Hautalterung entgegen. Ferulasäure ist hautstraffend und kann helfen, Altersflecken zu reduzieren.

Propolis wirkt antibakteriell. Wissenschaftlich belegt ist die hemmende Wirkung auf Staphylo,- und Streptokokken, E.Coli, u.a., indem sie die Zellwand der Bakterien und das Zytoplasma zerstört. Bisher sind keine Resistenzbildungen bekannt.

Propolis wirkt auch antiviral. Nachweislich schädigt sie Herpes-Viren, Papilloma-Viren und verschiedene virale Auslöser von Atemwegsinfekten. Sie entgiftet die Leber, stärkt Blutgefäße und Zellmembranen, sie erhöht die Fließeigenschaften des Blutes und verbessert so die Durchblutung. Sie beschleunigt die Wundheilung und trocknet nässende Wunden. Propolis wirkt außerdem gegen Pilzinfektionen. Gleich nach dem Auftragen setzt die schmerzstillende Wirkung ein. Sie hemmt Tumore in ihrem Wachstum, stimuliert das Abwehrsystem und hellt die Stimmung auf.

Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Aufbereitungsarten von Propolis. Wir setzen es als Rohpropolis (gereinigt), als Tinktur, in Kapselform, in Salben, in Nasen- und Mundsprays, in speziell hergestellten Augentropfen, in Zäpfchen, in Zahnpasta und anderen kosmetischen Aufbereitungen, ein.

Es ist möglich, mittels Propolisverdampfer (Propolair) die Raumluft zu verbessern oder auch eine Dampfinhalation mit Propolis durchzuführen. Gerade in der Erkältungszeit eine einfache Anwendung: Hierzu wird Wasser auf knapp 40 Grad erwärmt. In etwa 1 Esslöffel Honig werden einige Tropfen Propolistinktur gemischt. Die Mischung gibt man in eine Schüssel mit dem warmen Wasser. Mit dem Handtuch über dem Kopf inhaliert der Patient den mit Propolis angereicherten Dampf. Trotz relativ niedriger Temperaturen wird der/die Anwender/in eine Dampfatmosphäre spüren.

Hier noch einige Anwendungsbeispiele:

Wir verwenden Propolis in der Wundheilung und zur Narbenpflege. Dabei ist zu beachten, dass Propolis eine austrocknende Wirkung hat. Verschmutzte oder Wunden, die in der Tiefe Keime haben, dürfen nicht mit Propolis behandelt werden. Propolis sorgt für einen schnellen Verschluss der Wunde, so dass bei den beschriebenen Wunden die Gefahr einer Infektion besteht.

Ein Stückchen Rohpropolis an den hinteren Backenzahn geklebt und dort über Nacht gelassen, hilft bei Halsschmerzen, aber auch bei Entzündungen im Mundraum.

Zur allgemeinen Stärkung und zur Infektprophylaxe hat sich eine Mischung aus Honig, Pollen und Propolis bewährt.

Weitere Behandlungsfelder sind der Verdauungstrakt, das Urogenitalsystem, das Gefäßsystem, die Haut, die Ohren und die Atemwege, um nur einige zu nennen.

Wenn Sie sich oder Ihre Familienangehörigen zu Hause selbst behandeln, nehmen Sie bitte folgenden Rat ernst: Wenn spätestens nach 3 Tagen keine Besserung eingetreten ist, gehen Sie zu einem Heilpraktiker oder zu einem Arzt!

Ganz allgemein kann man sagen, dass die Wirkung von Propolis sehr vielfältig ist. Von den meisten Menschen wird sie auch gut vertragen. Nur wenige Menschen neigen zu einer Kontaktallergie, die sich auf der Haut durch Schwellung, rote Pusteln und brennende Rötung zeigt. Wenn die Haut beim Verträglichkeitstest – einige Tropfen in die Armbeuge – ruhig bleibt, darf man die Propolis verwenden.

Wird eine Propolistinktur verschüttet, ist es sehr schwer, diese Flecken wieder zu entfernen. Einige Oberflächen (z. B. Edelstahl) sind unproblematisch, Verfärbungen der Haut verschwinden mit der Zeit, aber auf Kleidungsstücken sind Propolisflecken nicht herauszubekommen.

Beitrag und Bilder von Susanne und Jörg Kraft

Trauer um Manfred Köger

Unser Imkerfreund Manfred Köger ist vergangenen Mittwoch, 17.08., an den Folgen eines schweren Fahrradunfalls gestorben ist.
Es ist für uns alle ein Schock und man kann es kaum glauben, dass er uns nun nicht Foto Manfred Kögermehr mit Rat und Tat zur Seite stehen kann.
Manfred war ein leidenschaftlicher Imker und ein großartiger Organisator, der mit immer neuen Ideen auf Vereins-, Wahlkreis- und Landesverbandsebene Impulse setzte und für seine Überzeugungen eintrat. Über drei Jahrzehnte prägte er als Gaildorfer Vereinsvorsitzender die imkerliche Ausbildung und das dortige Vereinsgeschehen. 28 Jahre lang war er als Wahlkreisvorsitzender aktiv, sein leidenschaftliches Eintreten für die hohen Qualitätsansprüche des DIB-Honigs und das von ihm ins Leben gerufenen Premiumetikett ist unvergesslich, seine zahlreichen Honigschulungen genauso wie die von ihm organisierten Imker-Reisen in ferne Länder. Unsere Landesgartenschau war ihm ein wichtiges Anliegen. Es war für ihn selbstverständlich, zu den zahlreichen Sitzungen zu kommen, uns zu beraten und zu ermutigen.
Zu Beginn dieses Jahres hatte er für all seine Verdienste auf dem Württembergischen Imkertag in Rosenfeld die höchste Auszeichnung des Ehrenimkermeisters empfangen.
Mit der Übergabe des Wahlkreisvorsitzes an Andreas Grathwohl wollte er schrittweise seine vielfältigen Aufgaben Jüngeren übergeben, um sich selbst etwas mehr Ruhe zu gönnen. Das ist ihm nun leider nicht mehr vergönnt. In Gedanken sind wir bei ihm und seiner Frau.
Wir werden dich sehr vermissen, Manfred.

Entdecke die Welt der Bienen auf dem Imkertag

Imkertag der Bezirksimkervereine Hohenlohe/Schwäbischer Wald auf der Landesgartenschau Öhringen

Hoch her ging’s am Imkertag des Wahlkreises 1 auf der Landesgartenschau in Öhringen. Gleich zu Beginn begrüßten die Grundschüler der Pestalozzi-Schule Pfedelbach und der Grundschule Untersteinbach die Besucher mit einem beeindruckenden Bienen-Musical. M2Imkerin und Grundschullehrerin Susanne Schweizer studierte zusammen mit ihren Kolleginnen Julia Vischer und Susanne Bergdolt eine ergreifende Choreografie ein, welche die Kinder mit Gesang, Tanz und bunten Kostümen zum Leben erweckten. Vom Ei bis zur Königin, von den rumlümmelnden Drohnen bis hin zum Wespenangriff wurde das Leben der Honigbiene besungen und ertanzt.DSCN1096 „Hurra, hurra – unsere Königin ist da!“ sangen die Kinder am Ende im Chor und umkreisten ihre Königin immer enger und enger. Für die erstaunten Besucher der Landesgartenschau gab es am Imkerpavillon kein Durchkommen mehr – zu groß war die Menge, die das Musical miterleben wollte, sodass der Weg komplett versperrt war.DSCN1113

Doch dafür standen neun weitere Attraktionen samt Kaffee, Kuchen und Gebäck parat. So konnte man bei den Gaildorfer Imkern Bienen „live“ im Bienenstock erleben, bei den Schwäbisch Hallern Wachskerzen und Mittelwände herstellen und beim Stand der Mainhardter Imker historische Bienenbeuten bewundern. Viel zu erfahren und sogar noch Preise zu gewinnen gab es bei den Künzelsauern. Einmal am Glücksrad gedreht, und schon hatte man mit etwas Glück einen der vielen Preise ergattert. Für den Imkernachwuchs bot der BV Mittlere Tauber Kerzen wickeln und Nisthölzer bauen an, während Jung und Alt sich bei den Westernhausener handknöcheltief im kühlen Dreck vergruben. Bei ihnen konnte sich jeder Besucher seine eigene „Blumenwiese to go“ kreieren, die er als Samenbombe mit nach Hause nehmen durfte.Blumenwiese_to_go Viel Fingerspitzengefühl zeigte dagegen die Crailsheimer Heinrich Seiffert und Erich Rothfuß, die das komplizierte Verfahren der künstlichen Königinnenbefruchtung vorführten. Nach den Vorträgen zur gesundheitlichen Heilkraft von Honig, Blütenpollen und Propolis durch die Öhringer Apitherapeutin Rosemarie Bort folgte der nachmittägliche Höhepunkt des Imkertages: Christoph Soter Soter_Deuserzeigte trotz hochsommerlicher Temperaturen seine ganz besondere Nähe zu den Bienen. Mit Hilfe eines Königinnenpheromon-Halsbandes platzierte er gleich einen ganzen Schwarm Bienen auf seinem Körper und lud zu einem Stelldichein mit dem Bienenmann. Imker Jürgen Deuser überwand als erster die Hemmungen und zeigte, wie sanftmütig unsere Honigbienen doch sind. Nach ihm setzten sich noch zahlreiche Besucher ebenfalls auf die Bank, um sich bei ihrem Rendezvous mit dem Bienenmann fotografieren zu lassen und unvergessliche Momente mit nach Hause zu nehmen.

Imkertag auf der Landesgartenschau Öhringen

Den Imkern über die Schulter schauen, Honig schmecken, Bienenstockluft schnuppern und Bienenwachs kneten, kreativ sein und Samenbomben herstellen:

Am Sonntag, 10.07.2016, ab 09:00 Uhr ist rund um den Imkerpavillon auf der Landesgartenschau so einiges geboten. Unter dem Motto „Ohne Bienen fehlt dir was!“ findet der Imkertag der Bezirksimkervereine Hohenlohe/Schwäbischer Wald (Wahlkreis I) nach Wackershofen nun auch in Öhringen statt.

Immer einen Besuch wert: unser Imkerpavillon auf der Landesgartenschau
Immer einen Besuch wert: unser Imkerpavillon auf der Landesgartenschau

An diesem besonderen Tag stehen bienenbegeisterte Mitglieder der Imkervereine aus der Region Hohenlohe/Schwäbischer Wald den Besuchern der Landesgartenschau Rede und Antwort, wenn es um Fragen zu Bienenbehausungen, Blüten, Honig, Wachs und anderen blütenbestäubenden Insekten geht. Und nebenbei gibt es im Imkerpavillon auch noch Honig aus der Region von heimischen Imkern zu erwerben.

Hier erfahren Sie, wo und wann Sie welche Aktionen, Vorträge und Aufführungen erleben können:

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Agrarkulturelle Grundlagen für eine vielfältige Landwirtschaft – unverzichtbar für die Bienengesundheit. Eine schöpfungsethische Perspektive

Vortrag Dr. Clemens Dirscherl am 02.06.2016 im Landkreispavillon

Dr. Dirscherl, Geschäftsführer des „Evangelischen Bauernwerks Württemberg e.V.“ in Hohebuch, war der erste Vortragsredner in der Themenreihe „Landwirtschaft und Bienen“, die der Bienenzuchtverein Hohenlohe-Öhringen für die Landesgartenschau in Öhringen vorgesehen hat. Insgesamt sind in der Reihe 3 Vorträge mit jeweils hochkarätigen Referenten geplant.

Dr. Discherl
Dr. Discherl

Beide Kirchen, die katholische wie die evangelische, sind sich einig: Es gibt nur einen Weg: die Schöpfung bewahren. Papst Franziskus schrieb das Buch „Laudato si“ – Dirscherl empfahl es gleich zu Beginn. „Laudato si“ bedeutet Lob Gottes über die Schöpfung. Die Ethik der Landnutzung entspringt der religiös-spirituellen Sehnsucht nach Klärung der menschlichen Stellung im Kosmos. Haben die Menschen den Auftrag, die von Gott geschaffene Welt zu hegen und zu pflegen und Vernichtung zu verhindern? Ja, denn destabilisierende Eingriffe des Menschen in Ökosysteme erwiesen sich bisher als furchtbare Taten, die sich an Tieren, Menschen, am Klima, am Wasser und am Boden rächten.

Heute stellt sich das Thema, so Dirscherl, als „Luxusthema“ dar. Warum Luxus?

 

Publikum beim Vortrag von Dr. Discherl
Publikum beim Vortrag von Dr. Discherl

Schauen wir in die Vergangenheit: Erst Ende des 19./Anfang des 20. Jh.s begann die Mechanisierung auch in der Landwirtschaft, Erleichterung für die schwere körperliche Arbeit zu schaffen. Bis dahin schuftete der Bauer fürs tägliche Überleben, für die Deckung der Grundbedürfnisse. Und erst nach dem 2.Weltkrieg konnte sich dieser oder jener Landwirt einen kleinen Traktor leisten. Mit der Zeit wurden die Maschinen auf den Feldern größer und größer und immer effektiver. Eine solche Investition musste sich lohnen. Sie musste in der Fläche und im Zeiteinsatz breit angelegt sein. Immer größer, immer schwerer, immer mehr spezialisiert wurden die Maschinen gebaut und eingesetzt. Wo diese Entwicklung hinführt, kann auf der „Agritechnika“ in Hannover besichtigt werden: GPS-gesteuerte Roboter bearbeiten den Acker. Bäume oder Sträucher sind hier im Weg. Klare Flächen werden gebraucht. Es geht um industriellen Fortschritt, nicht ums Bewahren.

Mit dem „Fortschritt“ kam die Beschleunigung in die Landwirtschaft. Mit „Glyphosat“ der Fa. Monsanto konnten alle unerwünschten Beikräuter flächendeckend und gleichzeitig vernichtet werden. Schnell und gleichzeitig ließ sich das Feld ab-ernten. Bienen fanden auf Feldern keine Nahrung mehr. Aus der „Agrarkultur“ wurde „Agrarbusiness“. Landwirte waren und sind in diese Entwicklung eingebunden. Sie können nicht ausbrechen. Nicht alle können auf „Bio“ ausweichen. In allen europäischen Sprachen gab es den Begriff des „agriculture“, abgeleitet von „colere“= pflegen, fürsorgen, hegen. Damit ist es vorbei.

10mg Glyphosat in einem Liter „Spritzbrühe“ beeinträchtigt das Orientierungsverhalten der Bienen, wie aus einer gemeinsamen Studie von Wissenschaftlern aus Argentinien und Deutschland hervorgeht. Selbst wenige, kurzzeitige Kontakte mit Glyphosat stören den Lernprozess für den direkten Heimflug. Jährlich werden mehrere Tausend Tonnen auf 39% der Ackerflächen ausgebracht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ ein.

Vorbei mit dem schönen Bild aus einem alten Kirchenlied (16.Jh.) „Die unverdrossne Bienenschar fleugt hin und her, sucht hier und dar ihr edle Honigspeise.“

In unserer Gesellschaft hat sich das ökonomische Denken gefestigt. Es geht immer um Rentabilität. Die Technik hat sich Dominanz verschafft. Nun müssen wir Imker uns fragen, ob auch wir uns schon in der Gedankenwelt von Rentabilität, von Wettbewerbsfähigkeit, von Rationalität häuslich eingerichtet haben. Oder müssen, wollen, können wir umdenken?

Die Landwirtschaft will wohl nicht umdenken. Wie könnte es sonst sein, dass ein sächsischer Landwirtschaftsminister Dr. Clemens Dirscherl als „Kirchenromantiker aus dem Puppenstubenbauernland BW“ bezeichnen darf. Ausgerechnet ein Mann aus einem neuen Bundesland, in dem Bauern enteignet und der Boden gigantisch großer, zusammengelegter Felder systematisch kaputt gespritzt wurde!

Wer setzt sich denn überhaupt gegen „Agrarwüsten“ ein? Das sind Umweltorganisationen wie der NABU oder „Greenpeace“. Aber diese haben keine Durchschlagskraft. Ihre Stimmen werden abgehakt unter „Ach, die haben ja immer was dagegen!“ Erstaunlich: Die Argumente der Imker jedoch werden gehört! Als ein Imker aus Bayern sagte, er müsse aufs Etikett schreiben, dass sein Honig genveränderte Pollen enthalte, und ihn deshalb keiner mehr kaufen würde, wurden die Politiker aufmerksam. Imker bringen wichtige Akzente in die Diskussion. Wir sollten unseren Stimmen an der richtigen Stelle Gehör verschaffen!

Beim Umdenken müssen wir uns grundsätzlich erst einmal klar werden, was wir unter „Natur“ verstehen. Junge Leute im Teenager-Alter wurden gefragt, was sie sich unter „Natur der Zukunft“ vorstellen. Ihre Antwort: Mais, Mais, Mais, dazwischen breite asphaltierte Straßen, auf denen die Inliner nur so dahin preschen. Was wollen denn die, die älter als 17 sind?

Natur ist uns Menschen wichtig. Natur macht uns aber auch Angst. Trotz Hochtechnologie ist vieles nicht zu steuern. Die weltweit relevante Frage, ob die Klimaveränderungen menschengemachte Ursachen haben oder nicht, wird nicht übereinstimmend beantwortet. Zurzeit hält man sich gern an der Naturromantik fest. Diese entspricht nicht der Wahrheit, denn es gibt Krankheiten, Tod, Zerstörungen. Natur ist nicht nur lieb. Auch den Bienen können wir kein Paradies auf Erden bieten. Bienen lassen sich auch nicht auf Knopfdruck steuern. Wir müssen das akzeptieren und respektieren. Leben bedeutet Umgang mit guten und mit schlechten Jahren, mit Abwechslung. Das ist Agrarkultur, sagt Dirscherl, anzuerkennen, dass sich nicht alles rechnungsmäßig steuern lässt. Ethisch gesehen wird erwartet, dass wir dieses respektieren und nach Möglichkeiten reagieren. Dass wir weise, fürsorglich und kreativ vorgehen, die Vielfalt und Vielgestaltigkeit anerkennen und unsere Weisheit in die Landwirtschaft einfließen lassen. Wollen wir wirklich die Entwicklung zum Einheitsgeschmack, die Uniformität der Sinneseindrücke? Wollen wir ein industrielles Leitbild, wie es in den USA bereits sichtbar ist?

Vielleicht gibt es noch Hoffnung. Aktuell kehrt das Studienfach „Agrarökologie“ an die landwirtschaftlichen Hochschulen zurück. Nicht nur Themen wie „Kosten senken“, „Rentabilität“, die die Ausbildung dominieren, sondern mehr Sensibilität im Umgang mit Ressourcen, mit der Biodiversität, mit dem Erhalt der Tier- und Pflanzenvielfalt.

In der Landwirtschaft der Zukunft spielt das enorme Wachstum der Weltbevölkerung eine große Rolle. Was es zu bedenken gibt: Wenn alle Menschen in der Zukunft so leben wollen wie wir, kommt der größte Flächenverbrauch und die intensivste Landnutzung weltweit auf uns zu. Denken wir an den Fleischhunger, an den wachsenden Wohnraumbedarf, an Flächen für Freizeitgestaltung usw. Das ist eine globale Herausforderung! Die nur zu meistern ist mit der Veränderung des Lebensstils. Wir müssen bereit sein für Genügsamkeit. Schaffen wir das? Eins ist jetzt schon sicher: Streuobstwiesen werden verschwinden.

Wo finden wir Bündnispartner in dem Bemühen, so viel Natur wie möglich zu retten? In der Tourismuswirtschaft, in der Wirtschaft ( Attraktivität des Wohnumfelds für hochbezahlte Mitarbeiter) oder in den Heimatvereinen! Der Verbraucher in Baden-Württemberg – man muss es so sagen – versagt als Rettungspartner. „Geiz ist geil“ ist für viele immer noch die oberste Maxime. Deutsche sind traditionell anders geprägt als beispielsweise die Franzosen. Dem Franzosen sind in erster Linie Geschmack und Frische wichtig. Der Deutsche greift zum Billigfleisch. Die Haltung der Schlachttiere soll aber trotzdem tiergerecht sein. Es gibt also viel zu denken und viel zu tun!

Zum Weiterlesen: Das zum Thema passende Buch von Dr. Clemens Dirscherl heißt „Landwirtschaft – ein Thema der Kirche“ (kostet ca. 20€)
Beitrag von Karin Laute

Was blüht, wenn nichts mehr blüht?

Was blüht, wenn nichts mehr blüht?“

Vortrag des Gärtnermeisters Bernhard Jaesch auf der Landesgartenschau Öhringen

Andreas Grathwohl mit Bernhard Jaesch
Andreas Grathwohl mit Bernhard Jaesch

Bernhard Jaesch ist nicht nur Gärtner, er ist auch als Imkermeister und Gartenbautechniker im Einsatz. Je 2 Stunden lang referierte Jaesch am Pfingstsonntag und –Montag über Pflanzliches, das Insekten und speziell die Honigbienen erfreut und zwar genau dann, wenn die üblichen Trachten wie Obst- /Rapsblüte und Linde vorbei sind. Gerade, wenn die langlebigen Winterbienen aufgezogen werden, fehlt es an Nektar und Pollen. Jaeschs Vorschläge können hier Abhilfe schaffen. 2 Stunden lang war es leicht, dem Gärtner zu lauschen. Er versteht es, die Aufmerksamkeit immer aufs Neue zu fesseln. Etwa 4 Stunden in Richtung Norden ist Jaesch zu Hause, in Springe-Bennigsen, südlich von Hannover. 2014 bekam er den „Apisticus-Preis“ in Münster (Westphalen), eine Auszeichnung, die man auch „Oskar der Imkerei“ nennen könnte.

Am Imkerpavillon auf der Landesgartenschau in Öhringen verkaufte er 3 Tage lang seine selbst gezogenen Pflanzen. Hier konnte man sich mit unzähligen Sorten eindecken und auf seine 30jährige Erfahrung vertrauen. Gehölze sind gut geeignet, Trachtlücken zu schließen. Bienenweide lässt sich damit am nachhaltigsten verbessern. Allerdings haben Bäume den größten Platzbedarf. „Aber über einen schönen Hausbaum, der duftet, lichten Schatten spendet und die Bienen erfreut, wie der Kork- oder Blasenbaum, sollte man nachdenken.“, schreibt Jaesch in seinem online-Katalog.

Blasenbaum in Blüte
Blasenbaum in Blüte

Der „Blasenbaum“ (Koelreuteria paniculata) ist wirklich ein fantastischer Baum. Die langen zitrongelben Blütenstände wedeln elegant in 8m Höhe. Wenn er üppig blüht, gibt es einen heißen Sommer. Er heißt auch „Blasenesche“ – und ähnlich wie bei der Esche sehen auch die Blätter aus.

Eingewandert ist der „Korkbaum“, der Ende Mai / Anfang Juni nach dem Bergahorn erblüht. Dann summt es unter seiner Krone, als wenn ein Bienenschwarm darin sitzt. Mit seinen 8 bis 12 m ist er unter „stattlicher Baum“ einzuordnen. Die Rinde sieht sehr schrundig aus, besteht aber nicht aus Kork. Beide Bäume vertragen Sonne, sind also die „Stadtbäume der Zukunft“. Die „Mongolische Linde“ wird alt und bis 10m hoch, hat birkenblattähnliche Blätter und wird ebenfalls als Zukunftsbaum für Stadtregionen gehandelt. Sie verlängert das Blütenangebot der Linden bis in den Juli.

Seit Jahrhunderten ist Deutschland Einwanderungsland für ausländische Pflanzen, entgegnet Jaesch denen, die auf heimische Arten bestehen. Sein Motto: „Für Artenvielfalt, gegen Pflanzenrassismus“. Die Ausländer kamen mit den Pflanzensammlern oder aufgrund von Klimaveränderungen. Die invasivste Pflanze ist nach Jaesch die Buche. Sie ist aus dem Balkan eingewandert und duldet kaum andere Pflanzen in ihrer Nähe. Sie konnte eine enorme Verbreitung finden, weil in der Vergangenheit die Schweine zur Mast in den Wald gejagt wurden, wo sie sich an Bucheckern, Eicheln oder Kastanien satt fressen sollten. Alle Bäume, die sich zu Brettern verarbeiten lassen, erhielten und erhalten die Duldung. Bäume, die den Insekten nützlich sind, leiden unter Missachtung. Das kann nicht so bleiben, wenn wir weltweit für den Erhalt der Honig- und Wildbienen sorgen wollen.

Eudonia
Eudonia

Der „Bienenbaum“ (Euodia hupehensis) ist bei den Imkern inzwischen bekannt. Er liefert Nektar und Pollen bis in den September hinein. Mit dem Bienenbaum verwandt ist die „Kleeulme“, wird aber nicht so hoch wie diese, macht sich in der Nähe eines Sitzplatzes gut. Sie verträgt Sonne ebenso wie Schatten und duftet. Ihre Samenstände sind so hübsch, dass sie floristisch verarbeitet werden können.

Falls mal ein richtiger Baum gewünscht wird, der 20 bis 25 m hoch werden kann, empfiehlt sich der „Schnurbaum“ (Sophora japonica). Er düngt sich praktisch selbst, denn er ist Stickstoffsammler. Mit künftiger Trockenheit wird er gut zurechtkommen. Die Blüten lassen die Verwandtschaft zur Robinie erkennen. Ein Spätsommerblüher ist „Des Teufels Krückstock“, auch „Angelikabaum“ genannt. Der „Götterbaum“ säumt bereits einige Straßen von Berlin. Bei der Honigprämierung in Hohenheim kam es schon zur Begutachtung von Götterbaumhonig.

Götterbaum im Park
Götterbaum im Park

Besonders lange blüht das „Pulverholz“, ein hoher Strauch oder kleiner Baum. Eigentlich ist es eine Heilpflanze, die gegen Verstopfung hilft, aber die Förster litten sein Dasein nicht. Als man noch Holzkohle in Kohlenmeilern herstellte, waren seine 10 bis 15cm dicken Äste sehr gefragt.

Der „Essigbaum“ stammt aus Nordamerika, passt von der Größe nicht in einen Reihenhausgarten. Er blüht schön, und im Herbst entwickeln die Blätter den „Indian summer“.

Edelkastanie
Edelkastanie

Wer die Pfalz in die eigene Welt holen und sich „Esskastanien“-Bäume (es sollten immer zwei sein) anschaffen will, muss die „Käschte“ sofort in feuchte Erde in einen Topf stecken, wenn sie just vom Baum gefallen sind. „Feucht zu feucht“ heißt die Devise. Sonst keimen die Kastanien nicht. Bei Walnüssen und Eicheln ist das genauso.

Im Gegensatz zur weißen „Robinie“ blüht die rosafarbene den ganzen Sommer lang.

Die „Silberlinde“ ist ein Duft- und Summ-Erlebnis. Dennoch ist sie in Verruf geraten, weil in manchen Sommern tote Hummeln unter ihr liegen. Es hieß, der Baum hätte sie vergiftet. Es stellte sich aber ein anderer Sachverhalt heraus: Die Hummel kann nicht so viel Betriebsstoff speichern wie die Biene. Sie ist mehrfach zur Silberlinde geflogen, hat Nektar getankt und ist in ihr Nest zurückgekehrt. Wenn die Silberlinde keinen Nektar mehr produzieren kann, kommt die Hummel hungrig an, findet nichts mehr und fällt entkräftet zu Boden.

Wenden wir uns nun den Sträuchern oder den Möglichkeiten für Hecken zu:

Deutzia
Deutzia

Hier ist zuerst die „Deutzia Mont Rose“ zu nennen, ein bezaubernder Busch mit Blüten wie rosa Krönchen mit hellerem Sternenstrahlerand. „Sternchenstrauch“ ist nicht umsonst der zweite Name der Deutzie. Die Verwandte „Deutzia Strawberry fields“ ist sogar noch einen Tick charmanter, sie duftet nach Erdbeere und besticht durch die liebenswürdigsten Rose`-Farbtöne.

Jaesch hat in Schlesien eine besondere „Berberitze“ (Bocksdorn = Lycium barbarum) entdeckt, die höchstens 1,5m hoch wird, im Juli blüht und deren Früchte sich sogar zu Marmelade verarbeiten lassen. Er stellte fest, dass diese auch „Goji-Beere“ genannte „anti-aging-plant“ krankheitsresistent ist. Ihre etwas strubbelige Wuchsform lässt sich im Spalier entlang der Hauswand zähmen.

Der „Liebesperlenstrauch“ blüht im Juli und erreicht höchstens 2m. Schon die Blüten sind violett, brechen mit Weiß und Rot auf. Früchte erscheinen in Hülle und Fülle und sitzen rotviolett glänzend dicht an dicht bis in den Winter hinein.

Zu einer frei stehenden Hecke passt die „Schneebeere“ gut. Die Bienen tummeln sich mit wahrer Begeisterung in den kleinen Blütchen. Die Fiederspiere stammt ursprünglich aus Sibirien. Es gibt sie auch mit rötlichen Blütenständen. Schon morgens um 7 Uhr bekommt die Tamariske, in Rose` blühend, Bienenbesuch.

Mahonia Cabaret
Mahonia Cabaret

Sogar 2mal im Jahr blüht die „Mahonia Cabaret“, das letzte Mal mit rötlichen Blüten im August. Die „Sieben Söhne des Himmels“ hören sich nicht nur chinesisch an. Sie zeichnen sich durch weiße Sternblüten aus.

Weiße Sternchen tragen auch die Blütenstände des „Mönchspfeffers“. Er mindert den Sexualtrieb des Mannes. Jaesch meinte, er hätte seinen Namen daher, weil er die Mönche davon abhielt, die Nonnen zu überfallen.

Die „Blauraute“ stammt aus dem afghanischen Bergland. In Öhringen hat sie von Verkehrsinseln Besitz ergriffen. Dort blüht sie von Juli bis September. Man könnte meinen, sie sei die Riesenverwandte einer Salbeipflanze. Stimmt aber nicht. Die „Bartblume“ (kleiner Strauch) blüht ebenfalls blau und ist ein Schmuck in jedem Garten. Sie darf nicht zurückgeschnitten werden.

Die „Kaspische Tamariske“ ist hitze- und trockenresistent. Ihre rosa blühenden Blütenwedel erhalten bereits morgens um 7 Uhr Insektenbesuch.

Die „Trompetenwinde“ ist eine Kletterpflanze mit attraktiven rötlichen Blüten, die einen langen Trichter wie ein Trompetenrohr haben. Die Bienen krabbeln vorwärts hinein, schaffen es, sich am Grund der Röhre umzudrehen und vorwärts wieder herauszukommen.

Die Purpurbeere gilt eher als Bodendecker. Am Boden bleiben alle Sedumarten (Dickblattgewächse oder Mauerpfeffer oder Fetthennen), die es in allen Farben gibt. Sie sind auch als Dachbegrünung gut geeignet und lassen sich durch Teilen leicht vermehren. Im Balkonkasten ziehen sie die Fläche zu und können für Jahre drin bleiben. Mit seinen gelben Sternchenblüten sorgt der niedrigste Sedum für die Erheiterung der Menschen- und Insektenseele. Intelligente Menschen, meint Jaesch, sind schon lange von Koniferen im Vorgarten abgekommen.

Karin Laute
Bilder von Karin Laute, Andreas Grathwohl, Bernhard Jaesch und Bettina Hachenberg (Hohenloher Zeitung)

Eröffnung des Imkerpavillons

Landesgartenschau Öhringen:

Eröffnung des Imkerpavillons mit Vernissage der Foto-Ausstellung „Bienen – die Bestäuber der Welt“

 

Wissenschaftlich fundiert, einfühlsam und stark zugleich sind die Worte des Claus-Peter Lieckfeld, – Co-Autor des Buches zum aufrüttelnden, preisgekrönten Dokumentarfilm „More than honey“ (2013) des Regisseurs Markus Imhoof.

Herr Claus-Peter Lieckfeld
Herr Claus-Peter Lieckfeld

Nun hat der Wissenschaftsjournalist Lieckfeld auch den Wortbeitrag zur Fotoausstellung „Bienen – die Bestäuber der Welt – Makrokosmos Honigbiene“ geliefert. Dem BV Hohenlohe – Öhringen ist es gelungen, die Ausstellung zur Landesgartenschau nach Öhringen zu holen. Und Claus-Peter Lieckfeld kam zur Vernissage gleich mit! Nach Hamburg, Lübeck, Karlsruhe und Kiew sind die Fotos nun in Öhringen! Die renommierten Tier-Fotografen Heidi und Hans-Jürgen Koch „lassen den Betrachter abtauchen in die fantastische Realwelt des Makrokosmos Honigbiene“ (Zitat Lieckfeld).

Am Samstag, 30. April war es so weit: Die Ausstellung wurde im Imkerpavillon eröffnet. Allen Beteiligten, die bis zum letzten Augenblick gewerkelt hatten, fiel eine Last vom Herzen, und alle konnten das warme Licht in der hölzernen Wabe genießen. Vor allem aber die detailgenauen Bilder: Das Portrait einer Arbeiterin, die gerade in einer Blüte sitzt und vom Goldstaub der Pollen überpudert ist; eine Pollensammlerin von hinten, die breitbeinig das Gewicht der dicken Pollenknödel an ihren Hinterbeinen austarieren muss; wie Sterne segeln die anfliegenden Bienen vor dem Flugloch; oder die Biene, die gerade zur Hälfte in der Zelle steckt und sich vom Putzen nicht abbringen lässt. Diese und viele andere Bilder sind zu sehen, unter denen der Bienenliebhaber bestimmt sein Lieblingsbild findet und der Laie wie der Fachmann aus dem Staunen nicht herauskommen.

Oberbürgermeister Michler sprach in seinem Grußwort die Nachhaltigkeit an und meinte damit, dass die Imker den Pavillon nach der Laga in ihrem Bienengarten als Vereinsheim nutzen werden.

1. Vorsitzender Andreas Grathwohl bestätigte das Vorhaben und stellte den besonderen Nutzen für die Jung-Imker heraus: Sie werden im Pavillon schleudern und Honig bearbeiten dürfen. Laga-Mitarbeiterin Annette Stoll-Zeitler würdigte die Imker als „tolle Truppe“. Ja, meinte Grathwohl, das sei wie bei den Honigbienen: eine Einzelbiene ist wertvoll im Gesamtorganismus des Bienenvolkes. So halfen viele Talente unter den Vereinsmitgliedern zusammen, immer mit dem gleichen Ziel, ein besonderes Projekt auf die Beine zu stellen, von dem alle etwas haben.

Was mir an den Bienen gefällt? fragte Lieckfeld und lieferte die Antwort beim Lesen aus seinen Büchern gleich mit: Es ist das, was Ferdinand Gerstung vor rund 120 Jahren veranlasste, Bienen als „Bien“ zu bezeichnen. Mit dem Begriff „Bien“ ist die Gemeinschaft von Einzelwesen gemeint, die miteinander alle Organe und Tätigkeitsfelder unter dem gleichen Ziel des perfekten Zusammenlebens und erfolgreichen Überlebens vereint. Lieckfeld fühlte dem Begriff auf eigene Weise nach, indem er sich vorstellte, dass ein Schöpfergott oder „die Evolution“ vor 120 Mill. Jahren beschloss, ein Wesen zu erschaffen mit ca. 120 000 Komplexaugen, 360 000 Beinen, 240 000 Flügeln. Dieses Wesen soll „nicht, wie üblich, Richtung Tod altern müssen, nein, es soll knospen können, und es wird – anders als andere Insekten – Kälte aktiv bekämpfen können, ohne deshalb ein kompliziertes, aufwendiges Blutkreislaufsystem a´la Säugetier betreiben zu müssen. Es soll Vorratshaltung beherrschen, weit besser als Eichhörnchen und manche Rabenvögel. Es soll folglich von ergiebigen Erntezeiten unabhängig sein. Exquisite Brutpflege sowieso. Es muss sich nach Farben, Formen, Erdstrahlung und Sonnenstand orientieren und zudem gut kommunizieren können. Lern- und Kombinationsfähigkeit sollten auch vorhanden sein. Aber der eigentliche Clou: Sämtliche Organe und Teileinheiten seines Körpers sind frei beweglich – so als sei das Wesen eine driftende Gaswolke -, und alle Teile sollen bei Ausfall sekundenschnell ersetzbar sein. Also: Keine komplizierte Wundheilung! Und keine feste Körpermassse, in die Feinde beißen oder schlagen könnten. Außerdem soll jede Teileinheit wehrhaft und angriffsfähig sein…“. Voila: Das ist der Superorganismus Honigbiene !“

Richtig stolz macht diese Beschreibung unserer Lieblingstiere, um sogleich einen Dämpfer zu erhalten: Was machen die Menschen mit dem Wunder der Schöpfung? Sie bringen Neonicotinoid – haltige Pflanzenschutzmittel aus und verwandeln „Kulturland in Feindesland. Bienenfleiß reicht nicht mehr. Felder werden zu killing fields“. Aber auch die Varroa destructor und die Tatsache, dass wir Imker den Genpool der Honigbiene künstlich / züchterisch verarmt haben, sind an den schlechten Zukunftsaussichten für die Honigbiene schuld. Bienen sterben weltweit.

Unsere Teller sähen trist aus, fuhr Lieckfeld fort, wenn die Bestäubung durch Honigbienen ausfallen würde: „Es würde das meiste von dem fehlen, was bunt, duftend, verführerisch ist: Äpfel, Kirschen, Birnen, Mandeln, Sojabohnen, Pfirsiche, Gurken, Beeren – insgesamt fast 100 Obst- und Gemüsesorten. Und die Lieblingsspeise der Industrienationen, Hamburger, wäre auf die schlappen Brötchenhälften reduziert: kein Salat, keine Gurke, kein Ketchup, keine Zwiebel … und Fleisch nur, sofern die Kühe auf bienenbestäubten Klee verzichtet haben. Angesichts dieser Aussichten wird das Wohl und Wehe von apis mellifera zur Existenzfrage, die nicht nur mit Artentod und allfälliger Umweltbedrohung zu tun hat.“ Jeder dritte Bissen unserer Nahrung ist direkt oder indirekt von der Bestäubung abhängig, und nur die Honigbienenvölker sind in der Lage, die Bestäubung vollumfänglich, zeitideal und flächendeckend zu leisten.

Beide erwähnten Bücher sind unbedingt empfehlenswert. Der größte Teil von dem, was Imhoof an Informationen zusammengetragen hatte, konnte er in seinem Film nicht unterbringen. Er wäre sonst zu lang geworden. Durch die enge Zusammenarbeit mit Imhoof erfuhr Lieckfeld z. B. von der chinesischen Blütenbestäuberin, die 2 000 km weit in südchinesische Provinzen gereist ist, um von den dortigen Obstbäumen den Pollen zu sammeln, der hinwiederum 2 000 km weit im Norden von Bestäubungsarbeitern mit Hilfe von Q – Tips oder selbstgebastelten Pinselchen auf die Obstblüten aufgetupft wurde. Sieht so die Bestäubung der Zukunft aus?

Hier die im Text empfohlenen Bücher:

Markus Imhoof, Claus-Peter Lieckfeld: „More than honey – vom Leben und Überleben der Bienen“ orange press ISBN 978-3-936086-67-6

 

 

 

 

 

 

 

Fotografien von Heidi und Hans-Jürgen Koch, Texte von Claus-Peter Lieckfeld: „Makrokosmos Honigbiene“, Dölling und Galitz Verlag ISBN 978-3-86218-057-8

 

 

 

 

 

Karin Laute