Was blüht, wenn nichts mehr blüht?

Was blüht, wenn nichts mehr blüht?“

Vortrag des Gärtnermeisters Bernhard Jaesch auf der Landesgartenschau Öhringen

Andreas Grathwohl mit Bernhard Jaesch
Andreas Grathwohl mit Bernhard Jaesch

Bernhard Jaesch ist nicht nur Gärtner, er ist auch als Imkermeister und Gartenbautechniker im Einsatz. Je 2 Stunden lang referierte Jaesch am Pfingstsonntag und –Montag über Pflanzliches, das Insekten und speziell die Honigbienen erfreut und zwar genau dann, wenn die üblichen Trachten wie Obst- /Rapsblüte und Linde vorbei sind. Gerade, wenn die langlebigen Winterbienen aufgezogen werden, fehlt es an Nektar und Pollen. Jaeschs Vorschläge können hier Abhilfe schaffen. 2 Stunden lang war es leicht, dem Gärtner zu lauschen. Er versteht es, die Aufmerksamkeit immer aufs Neue zu fesseln. Etwa 4 Stunden in Richtung Norden ist Jaesch zu Hause, in Springe-Bennigsen, südlich von Hannover. 2014 bekam er den „Apisticus-Preis“ in Münster (Westphalen), eine Auszeichnung, die man auch „Oskar der Imkerei“ nennen könnte.

Am Imkerpavillon auf der Landesgartenschau in Öhringen verkaufte er 3 Tage lang seine selbst gezogenen Pflanzen. Hier konnte man sich mit unzähligen Sorten eindecken und auf seine 30jährige Erfahrung vertrauen. Gehölze sind gut geeignet, Trachtlücken zu schließen. Bienenweide lässt sich damit am nachhaltigsten verbessern. Allerdings haben Bäume den größten Platzbedarf. „Aber über einen schönen Hausbaum, der duftet, lichten Schatten spendet und die Bienen erfreut, wie der Kork- oder Blasenbaum, sollte man nachdenken.“, schreibt Jaesch in seinem online-Katalog.

Blasenbaum in Blüte
Blasenbaum in Blüte

Der „Blasenbaum“ (Koelreuteria paniculata) ist wirklich ein fantastischer Baum. Die langen zitrongelben Blütenstände wedeln elegant in 8m Höhe. Wenn er üppig blüht, gibt es einen heißen Sommer. Er heißt auch „Blasenesche“ – und ähnlich wie bei der Esche sehen auch die Blätter aus.

Eingewandert ist der „Korkbaum“, der Ende Mai / Anfang Juni nach dem Bergahorn erblüht. Dann summt es unter seiner Krone, als wenn ein Bienenschwarm darin sitzt. Mit seinen 8 bis 12 m ist er unter „stattlicher Baum“ einzuordnen. Die Rinde sieht sehr schrundig aus, besteht aber nicht aus Kork. Beide Bäume vertragen Sonne, sind also die „Stadtbäume der Zukunft“. Die „Mongolische Linde“ wird alt und bis 10m hoch, hat birkenblattähnliche Blätter und wird ebenfalls als Zukunftsbaum für Stadtregionen gehandelt. Sie verlängert das Blütenangebot der Linden bis in den Juli.

Seit Jahrhunderten ist Deutschland Einwanderungsland für ausländische Pflanzen, entgegnet Jaesch denen, die auf heimische Arten bestehen. Sein Motto: „Für Artenvielfalt, gegen Pflanzenrassismus“. Die Ausländer kamen mit den Pflanzensammlern oder aufgrund von Klimaveränderungen. Die invasivste Pflanze ist nach Jaesch die Buche. Sie ist aus dem Balkan eingewandert und duldet kaum andere Pflanzen in ihrer Nähe. Sie konnte eine enorme Verbreitung finden, weil in der Vergangenheit die Schweine zur Mast in den Wald gejagt wurden, wo sie sich an Bucheckern, Eicheln oder Kastanien satt fressen sollten. Alle Bäume, die sich zu Brettern verarbeiten lassen, erhielten und erhalten die Duldung. Bäume, die den Insekten nützlich sind, leiden unter Missachtung. Das kann nicht so bleiben, wenn wir weltweit für den Erhalt der Honig- und Wildbienen sorgen wollen.

Eudonia
Eudonia

Der „Bienenbaum“ (Euodia hupehensis) ist bei den Imkern inzwischen bekannt. Er liefert Nektar und Pollen bis in den September hinein. Mit dem Bienenbaum verwandt ist die „Kleeulme“, wird aber nicht so hoch wie diese, macht sich in der Nähe eines Sitzplatzes gut. Sie verträgt Sonne ebenso wie Schatten und duftet. Ihre Samenstände sind so hübsch, dass sie floristisch verarbeitet werden können.

Falls mal ein richtiger Baum gewünscht wird, der 20 bis 25 m hoch werden kann, empfiehlt sich der „Schnurbaum“ (Sophora japonica). Er düngt sich praktisch selbst, denn er ist Stickstoffsammler. Mit künftiger Trockenheit wird er gut zurechtkommen. Die Blüten lassen die Verwandtschaft zur Robinie erkennen. Ein Spätsommerblüher ist „Des Teufels Krückstock“, auch „Angelikabaum“ genannt. Der „Götterbaum“ säumt bereits einige Straßen von Berlin. Bei der Honigprämierung in Hohenheim kam es schon zur Begutachtung von Götterbaumhonig.

Götterbaum im Park
Götterbaum im Park

Besonders lange blüht das „Pulverholz“, ein hoher Strauch oder kleiner Baum. Eigentlich ist es eine Heilpflanze, die gegen Verstopfung hilft, aber die Förster litten sein Dasein nicht. Als man noch Holzkohle in Kohlenmeilern herstellte, waren seine 10 bis 15cm dicken Äste sehr gefragt.

Der „Essigbaum“ stammt aus Nordamerika, passt von der Größe nicht in einen Reihenhausgarten. Er blüht schön, und im Herbst entwickeln die Blätter den „Indian summer“.

Edelkastanie
Edelkastanie

Wer die Pfalz in die eigene Welt holen und sich „Esskastanien“-Bäume (es sollten immer zwei sein) anschaffen will, muss die „Käschte“ sofort in feuchte Erde in einen Topf stecken, wenn sie just vom Baum gefallen sind. „Feucht zu feucht“ heißt die Devise. Sonst keimen die Kastanien nicht. Bei Walnüssen und Eicheln ist das genauso.

Im Gegensatz zur weißen „Robinie“ blüht die rosafarbene den ganzen Sommer lang.

Die „Silberlinde“ ist ein Duft- und Summ-Erlebnis. Dennoch ist sie in Verruf geraten, weil in manchen Sommern tote Hummeln unter ihr liegen. Es hieß, der Baum hätte sie vergiftet. Es stellte sich aber ein anderer Sachverhalt heraus: Die Hummel kann nicht so viel Betriebsstoff speichern wie die Biene. Sie ist mehrfach zur Silberlinde geflogen, hat Nektar getankt und ist in ihr Nest zurückgekehrt. Wenn die Silberlinde keinen Nektar mehr produzieren kann, kommt die Hummel hungrig an, findet nichts mehr und fällt entkräftet zu Boden.

Wenden wir uns nun den Sträuchern oder den Möglichkeiten für Hecken zu:

Deutzia
Deutzia

Hier ist zuerst die „Deutzia Mont Rose“ zu nennen, ein bezaubernder Busch mit Blüten wie rosa Krönchen mit hellerem Sternenstrahlerand. „Sternchenstrauch“ ist nicht umsonst der zweite Name der Deutzie. Die Verwandte „Deutzia Strawberry fields“ ist sogar noch einen Tick charmanter, sie duftet nach Erdbeere und besticht durch die liebenswürdigsten Rose`-Farbtöne.

Jaesch hat in Schlesien eine besondere „Berberitze“ (Bocksdorn = Lycium barbarum) entdeckt, die höchstens 1,5m hoch wird, im Juli blüht und deren Früchte sich sogar zu Marmelade verarbeiten lassen. Er stellte fest, dass diese auch „Goji-Beere“ genannte „anti-aging-plant“ krankheitsresistent ist. Ihre etwas strubbelige Wuchsform lässt sich im Spalier entlang der Hauswand zähmen.

Der „Liebesperlenstrauch“ blüht im Juli und erreicht höchstens 2m. Schon die Blüten sind violett, brechen mit Weiß und Rot auf. Früchte erscheinen in Hülle und Fülle und sitzen rotviolett glänzend dicht an dicht bis in den Winter hinein.

Zu einer frei stehenden Hecke passt die „Schneebeere“ gut. Die Bienen tummeln sich mit wahrer Begeisterung in den kleinen Blütchen. Die Fiederspiere stammt ursprünglich aus Sibirien. Es gibt sie auch mit rötlichen Blütenständen. Schon morgens um 7 Uhr bekommt die Tamariske, in Rose` blühend, Bienenbesuch.

Mahonia Cabaret
Mahonia Cabaret

Sogar 2mal im Jahr blüht die „Mahonia Cabaret“, das letzte Mal mit rötlichen Blüten im August. Die „Sieben Söhne des Himmels“ hören sich nicht nur chinesisch an. Sie zeichnen sich durch weiße Sternblüten aus.

Weiße Sternchen tragen auch die Blütenstände des „Mönchspfeffers“. Er mindert den Sexualtrieb des Mannes. Jaesch meinte, er hätte seinen Namen daher, weil er die Mönche davon abhielt, die Nonnen zu überfallen.

Die „Blauraute“ stammt aus dem afghanischen Bergland. In Öhringen hat sie von Verkehrsinseln Besitz ergriffen. Dort blüht sie von Juli bis September. Man könnte meinen, sie sei die Riesenverwandte einer Salbeipflanze. Stimmt aber nicht. Die „Bartblume“ (kleiner Strauch) blüht ebenfalls blau und ist ein Schmuck in jedem Garten. Sie darf nicht zurückgeschnitten werden.

Die „Kaspische Tamariske“ ist hitze- und trockenresistent. Ihre rosa blühenden Blütenwedel erhalten bereits morgens um 7 Uhr Insektenbesuch.

Die „Trompetenwinde“ ist eine Kletterpflanze mit attraktiven rötlichen Blüten, die einen langen Trichter wie ein Trompetenrohr haben. Die Bienen krabbeln vorwärts hinein, schaffen es, sich am Grund der Röhre umzudrehen und vorwärts wieder herauszukommen.

Die Purpurbeere gilt eher als Bodendecker. Am Boden bleiben alle Sedumarten (Dickblattgewächse oder Mauerpfeffer oder Fetthennen), die es in allen Farben gibt. Sie sind auch als Dachbegrünung gut geeignet und lassen sich durch Teilen leicht vermehren. Im Balkonkasten ziehen sie die Fläche zu und können für Jahre drin bleiben. Mit seinen gelben Sternchenblüten sorgt der niedrigste Sedum für die Erheiterung der Menschen- und Insektenseele. Intelligente Menschen, meint Jaesch, sind schon lange von Koniferen im Vorgarten abgekommen.

Karin Laute
Bilder von Karin Laute, Andreas Grathwohl, Bernhard Jaesch und Bettina Hachenberg (Hohenloher Zeitung)