Skip to main content
Nur mehrjährige (Dauer-) Blühstreifen und Blühwiesen sind ein Mehrwert für Insekten

Hohenloher Blühstreifenprojekt - Paten*innen gesucht

Der Öhringer Bienenzuchtverein und der Füßbacher Unternehmer Thomas Karle bieten Patenschaften im Hohenloher Projekt der Blühstreifen an.
Über den Schwund der Artenvielfalt und den Rückgang der Insekten kann man jammern und mit dem Finger auf Politik, Industrie und Landwirtschaft zeigen - oder selbst etwas dazu beitragen, dass die Natur bunter und vielfältiger wird. Daher werden der Öhringer Bienenzuchtverein und der Hohenloher Landwirt Thomas Karle auf einer stolzen Fläche von 1,5 ha am Ortseingang von Großhirschbach eine mehrjährige Blühwiese zum Schutz der Insekten und der Artenvielfalt anlegen... Lesen Sie den ganzen Artikel im Archiv

Bild: Fotowettbewerb 2024 - Andreas Odey

Gründe für das Insektensterben sind bekannt

es ist der immense Flächenverbrauch hochwertiger Flächen, die Verstädterung und Flächenversiegelung, tödliches Licht in den Städten und Gemeinden aber natürlich auch die intensive Landwirtschaft mit Verarmung der Vielfalt und zunehmender Nutzung von Flächen, die früher aufgrund schlechter Bodenwerte nur wenig genutzt wurden.
Alle Freiflächen, die nicht zur Lebensmittelproduktion oder für Freizeitaktivitäten im öffentlichen Raum zur Verfügung stehen, können sinnvoll in die Förderung der Insektenvielfalt integriert und sogar Kosten für die Gemeinden dadurch reduziert werden.
Im Bereich der Landwirtschaft, welche den Großteil der zur Verfügung stehenden Fläche bewirtschaftet, muss es das Ziel sein, Flächen die ohne intensive Düngung nur mäßige Erträge erwirtschaftet aus der Produktion herauszulösen und wieder in naturnahe Flächen mit einer nachhaltigen Nutzung umzuwandeln. Die derzeitige Politik der Förderung basiert auf Flächen, die den Landwirten gehören und die bewirtschaftet werden.

Die Landwirtschaft verändert sich. War früher die Viehhaltung bei fast allen Landwirten selbstverständlicher Teil der Produktion, bei der entsprechende Wiesenflächen zur Gras- bzw. Heuproduktion vorhanden waren, verdrängt die Spezialisierung und Vergrößerung der Betriebe zahlreiche Grünlandflächen zugunsten von Ackerflächen. Auf der anderen Seite werden die wenigen verbleibenden Dauergrünflächen intensiver genutzt und die Silageproduktion zulasten der Heuproduktion stärker betrieben. Somit blühen kaum noch Wiesen, frühsommerliche Blühwiesen verschwinden Zunehmens.

Förderung sinnvoller Projekte

Was bedeutet das für uns Imker? Unsere Bienen sind auch nach der Umstellung der Landwirtschaft zur "Agrarindustrie" auf nektarreiche Blüten und vielfältigen Pollen angewiesen, dies nicht nur zur Honigproduktion, sondern auch zum gesunden Wachstum der Bienenvölker.

In den letzten sieben Jahren profitierten wir Imker und Landwirte durch das Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT), besonders durch die Maßnahmen E1.1 bis E2.2, die - im Klartext - Brachebegrünung mit Blühmischungen bedeuten (siehe Bienenweidenkatalog)
Vom Grundprinzip gibt es zwei unterschiedliche Förderprogramme (mit unterschiedlicher Förderhöhe), kurzzeitige Blühflächen für 4-15 Monate und Langzeitblühwiesen mir (2-) 5 jährigem Bestand. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass nur mehrjährige Blühwiesen ohne Bodenbearbeitung für 2-3 Jahre oder auch länger ein Gewinn für die Insekten bedeutet (z.B. Fakt E8)..

Richtige Mischung - richtige Dauer

Nutzniesser der staatlich geförderten Blühwiesen sollten Insekten und Wildtiere sein. Der Nutzen sollte auch die Überwinterungsmöglichkeit von Vögeln und Kleinsäuger berücksichtigen. Kurzzeitige Blühmischungen mit hohem Samenanteil stellen für überwinternden Vögel eine wichtige Futterquelle dar, welche die Samen als Nahrungsgrundlage nutzen können und Schutz in den Blühwiesen finden. Aber auch viele Kleinsäuger ziehen sich in der ausgeräumten Natur in diese Lebenshabitate zurück, ein wahres Igelparadies, Hasen, Rehe, Rebhühner (wenn es noch welche gibt), finden hier Unterschlupf und Futter. Wir wissen aber nicht erst seit der Diskussion im Herbst 2019, dass diese Blühwiesen viele Insekten anziehen, die dann direkt im Boden oder in abgestorbenen Stängeln dieser Wiesen ihre Eier ablegen (brüten). 70% der Wildbienen sind Bodenbrüter, angezogen von dem Nahrungsangebot legen sie hier ihre Eier in den Boden. Daher setzen wir uns dafür ein, nur mehrjährige Blühwiesen zu fördern, welche die Überwinterung ermöglichen.

Es geht auch anders, z.B.

Wir wollen das FAKT-Programm der Baden-Württembergischen Landesregierung nicht ganz schlecht reden, seit 2019 existiert ein Ergänzungsprogramm E7, seit 2012 E8, das "Blüh-, Brut- und Rückzugsflächen (Lebensräume für Niederwild" beinhaltet und etwas anders strukturiert ist. Das Konzept von Lebensraum Brache geht hier einen entscheidenden Schritt weiter (bitte beachten Sie, dass dieses Projekt auch vom Deutschen Imkerbund unterstützt wird), indem eben mehrjährige Blühwiesen gefordert werden, deren Ertrag für die Biogasproduktion genutzt werden soll und deren Förderkosten somit wesentlich niedriger liegen. Steuergelder können somit sinnvoller eingesetzt werden.

Mehrjährige Blühflächen sind Langzeit-Lebensraum

Warum sollten Blühflächen mehrjährig sein? Vom Feldhasen bis zur Wildbiene: Wenn Blühflächen auch über den Winter ungestört bleiben dürfen, finden bedrohte Tierarten dort dauerhafte Rückzugsräume. Viele Insekten sterben sonst beim Mähen im Spätherbst. In mehrjährigen Blühflächen finden die Insekten, wie auch Feldvögel und Niederwild, die durch das reiche Nahrungsangebot im Sommer angelockt wurden, dagegen auch einen sicheren Platz zum Überwintern.